Haben Worte Schöpfungskraft?

Achte auf deine Gedanken, denn sie werden zu Worten.

Achte auf deine Worte, denn sie werden zu Handlungen.

Achte auf deine Handlungen, denn sie werden zu Gewohnheiten.

Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter.

Achte auf deinen Charakter, denn der wird dein Schicksal.

(aus dem Talmud)

Welche Schöpfungskraft liegt tatsächlich in der Sprache?

Betrachten wir uns dazu ein Beispiel aus der Praxis:

Martina kommt zum Coaching, weil sie sich überlastet fühlt. Sie arbeitet als Sekretärin, ist außerdem Mutter von zwei Schulkindern, überwiegend für den Haushalt zuständig und außerdem Vorsitzende in einem gemeinnützigen Verein. In der Schilderung ihrer Stresssituationen fällt auf, dass sie häufig die Worte „Ich muss…“ verwendet: „Ich muss doch meiner Familie etwas gesundes zum Essen kochen, die Wohnung sauber halten, ich darf beruflich nicht ins Hintertreffen geraten…“ Außerdem spricht sie häufig von Belastung, Schwere, Ernst und davon, dass sie sich „für andere aufopfert“.

Wir experimentieren mit der Wirkung dieser Worte, die sie benutzt: Sie spricht sie mehrmals aus, und spürt die körperliche Resonanz darauf: Ein Druck im Schulterbereich, Schwere, Enge in der Brust…

Danach arbeiten wir mit Meta-Modell Fragen:

  • „Was heißt für dich engagieren…?”
  • “Wann weißt du, dass deine Wohnung sauber ist?”
  • “Was bedeutet gesund…?“
  • „Wie viel genau…?“
  • “Ist das wirklich immer so?”
  • “Wer sagt das?“
  • „Was würde passieren, wenn du es nicht tätest?“

Durch die Reflexion über diese Fragen bekommt Martina die Idee, dass z.B. das Wort „müssen“ relativ ist. Sie bemerkt, dass sie gar nicht so fremdbestimmt ist, wie sie ursprünglich dachte. Sie erkennt, dass sie eigene Wahlmöglichkeiten hat. Was würde geschehen, wenn aus dem „Ich muss“ ein „Ich möchte…“ “Ich will…“ oder einfach ein „Ich tue…“ wird?

So wird auch aus dem „Ich opfere mich auf“ ein „Ich engagiere mich gern für meine Familie“. Martina testet das aus, was für sie hilfreich ist und was ihren Werten und Zielen entspricht. So entschließt sie sich, Dinge leichter zu nehmen und auch zu delegieren – bindet ihre Kinder und ihren Mann mehr mit in die Hausarbeit ein und beschäftigt zusätzlich eine Haushaltshilfe.

Sie findet auch noch andere kreative Möglichkeiten, Leichtigkeit und Freude in ihr Leben zu bringen. Sie schafft sich damit, dass sie immer mehr das verwirklichen kann, was ihr in ihrem Leben wichtig ist.

Reflektieren Sie doch einmal Ihren Sprachgebrauch – mit der Vorstellung, dadurch „Wirklichkeit“ (= das, was wirkt) zu erschaffen.

Dazu eine kleine Übung:

Wählen Sie einen Satz aus, den Sie öfters denken. Sprechen Sie diesen Satz bewusst langsam, Wort für Wort. Lassen Sie jedes Wort auf der Zunge zergehen, hören und fühlen sie genau hin beim Sprechen. Wiederholen Sie den Satz mehrmals. Welche Bilder und Gefühle verknüpfen Sie mit den von Ihnen benutzten Worten? Was davon möchten Sie beibehalten, was ändern?

Dieses Reflektieren und Analysieren der eigenen Sprache gleicht einer Entdeckungsreise in ein Gebiet, das sie zwar schon lange kennen, jedoch noch nie so bewusst wahrgenommen haben wie jetzt. Sie werden mit zunehmender Übung feststellen, dass Sie bald mehr konstruktive Wörter benutzen, zielführender und klarer kommunizieren. Füllwörter, Floskeln und leere Phrasen fallen weg. Außerdem macht es richtig Spaß, mit Sprache zu experimentieren und positive Reaktionen zu erzeugen.

So wie es ein netter Hausverwalter gemacht hat, der auf ein Schild schrieb:

Bei uns darf im Rasen um das Haus gespielt und gelacht werden. Nur zum Fußballspielen bitte den nahegelegenen Bolzplatz benutzen!

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